Der eine oder andere Gepäcksortierer, Ingenieur und was sonst noch auf einem Flughafen durch die Gegend läuft konnte an einem grauen Mittwochmorgen durch das winzige Fenster von Sitzplatz 10 A einen Jungen, kaum älter als "fast erwachsen" mit einem übergroßen Lächeln im Gesicht sehen. Was ihm diesen Ausdruck aufs Gesicht zauberte lässt sich jetzt nicht mehr mit Sicherheit sagen aber vielleicht waren es die Freunde, die ihn bis zur letzten Minute in Deutschland begleitet haben, vielleicht war es aber auch die Tatsache, dass Monate von Vorbereitungen und Anstrenungen vorbei waren, vielleicht war er froh, dass er genug Unterstützer für sein Vorhaben gefunden hat oder er freute sich, dass jede Menge Leute in den Tagen vor seiner Abreise an ihn gedacht haben.
Glücklich war an diesem Tag mit Sicherheit.
Und das heitere Glück, das an jenem Tag Einzug in sein Leben hielt, führte nicht nur den wohlen Klang einer fremden Sprache im Munde, nein, es wollte ihn zudem mit allerlei süßen Versuchungen an das Leben fernab von jeglicher Arbeit - zumindest nach der Definition einer deutschen Gesellschaft - gewöhnen. Das bedeutet keineswegs, dass er sich in voller Gänze dem Nichtstun hingeben wollte oder konnte, sondern soll vielmehr der Gelassenheit der zurückliegenden Tage Ausdruck verleihen. Er war selten so produktiv und hatte zuvor nur wenige Momente im Leben die Gelgenheit sich mit dergestaltiger Intensität dem Studium des Lebens und all seinen Facetten zu widmen. Das Gewöhnliche erhielt den Beigeschmack des Unbekannten und dem Alltäglichen wurde der Reiz des Neuen beigemischt. Wie eine angenehme Zutat wirkte sich das Zauberhafte im Leben der Kolumbianer auf seinen eigenen Alltag aus.
Weil er von so vielem Neuen und Unbekannten berichten könnte hält er sich an dieser Stelle nur mit einer Beschreibung seiner Situation im Allgemeinen und der des Verkehrs im Speziellen auf.
Er ist bei einer sehr netten Gastfamilie untergekommen. Die Gastfamilie ist anders als erwartet und besteht eigentlich auch nur aus zwei sehr freundlichen Vätern (Geschwister, was eine Freundin von ihm trotzdem an das Thema "Gender" auf dem letzten ICJA Seminar denken ließ). Drei der letzten sieben Tage hat er in El Pacho, einem kleinen Dorf verbracht und ziemlich viel über das bevorstehende Jahr gelernt, den Rest der Zeit war er damit beschäftigt Spanisch auf die eine oder andere Art zu lernen.
In seinem Wohnort, welcher den Namen Bogotá trägt und bei dem es sich um die Hauptstadt Kolumbiens handelt, gibt es zwischen 7,5 und 8 Millionen Einwohnern. Niemand kann mit Sicherheit sagen um wieviele es sich handelt aber dass es viele sind, lässt sich nicht bestreiten. Wenn all diese Menschen ein Auto (oder zwei, wie in einigen nördlicher gelegenden Staaten üblich) besitzen würden gäbe es mit Sicherheit nur Staus. Die es nebenbei bemerkt zur Rushhour auch so zu genüge gibt. Aus diesem Grund ist etwa ein Drittel der Autos gelb angemalt und hat ein kleines Schild mit den Buchstaben A, T, X und I (in anderer Reihenfolge) auf dem Dach. Von A nach B zu kommen ist in Kolumbien sehr billig und daher bei allen Menschen beliebt - was die Kolumbianer nicht besonders vom Rest der Welt unterscheidet. Ob es eine Geschwindigkeitsbegrenzung in den Straßen Bogotás gibt ist nicht bekannt und falls es eine geben sollte hält sich mit Sicherheit keiner dran. Mit Sicherheit hat der Straßenverkehr auch im Allgemeinen nichts zu tun. Anschnallen ist in Taxis ungewöhnlich und in den Bussen sollte man auf sein Gepäck, Handy oder mit was man sonst noch einsteigt achten, ansonsten könnte es passieren, dass man mit den wertvolleren Sachen nicht mehr aussteigt. In der Straße gibt es gelegentlich Löcher die einen Elefanten verschlucken könnten (zumindest einen sehr sehr kleinen Elefanten) und nachts allein durch die Straßen gehen ist auch selten zu empfehlen. Aber neben dem allzu schwarzen Bild das gerade entsteht kann auch von einigen positiven Dingen berichtet werden. Das Transmillenio-System ist sehr schnell und zuverlässig. Dabei handelt es sich um einen Bus, der auf 5 verschienden Routen die Stadt durchquert und die etwas kleineren Busse (Bussetas oder Coletivos) halten immer wenn man winkt oder auf "stop" drückt, was ebenfalls sehr angenehm ist. Jedesmal kann man etwas Neues entdecken und Verkehr ist für den jungen Deutschen noch mehr ein Abenteuer als eine unangenehme Begeiterscheinung des Lebens in Bogotá.
Da in einer so großen Stadt neben einer Menge Autos auch sehr viele Menschen unterwegs sind muss er sich an dieser Stelle leider verabschieden. Er nimmt sich trotzdem noch die Zeit der deutschen Bahn für ihre Zuverlässigkeit zu danken!
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Vincent!
AntwortenLöschenWie schön, eine Nachricht von Dir zu hören (und dann auch noch eine so wohlformulierte ;-))
Schön, dass es Dir gut geht und Du gut angekommen bist! Ich hoffe, Du kannst jetzt Dein zweites Wochenende in der Ferne genießen und grüße Dich aus Berlin!!
Hallo Vincent!
AntwortenLöschenDa bekommt man ja einen ersten Eindruck!
Schön,dass du mit einem lächeln auf dem Gesicht Deutschland verlassen hast, ich hoffe, es hält sich auch bei den vielen neuen Eindrücken.
Gruß Cord!
Schoen, dass du mich zitiert hast!
AntwortenLöschenLiebe gruesse aus montevideo