Sonntag, 9. Mai 2010

Es sind die ganzen kleinen Dinge

Als morgens mein Wecker klingelt, weiß ich für einen Moment nicht wo ich bin. Das Bett fühlte sich nicht an wie gewöhnlich und das Gedudel konnte unmöglich von meinem Handy kommen. Nachdem ich mir den Schlaf aus den Augen gerieben habe weiß ich wieder was los ist. Gestern haben wir nur bis kurz vor 23:00 Uhr gearbeitet. Da keiner von uns in den letzten Wochen abends besonders viel Zeit hatte um etwas mit Freunden zu machen sind wir danach noch in eine Bar gegangen. Merkwürdig wenn man an einem Samstag etwas trinken kann ohne über Prostitution sprechen zu müssen. Nachts gibt es keine Busse und wir waren soweit im Norden, dass mich eine Taxifahrt gute 25.000 Pesos gekostet hätte. Das Angebot in der Wohnung einer Kollegin zu übernachten nahm ich ohne Umschweife dankbar an. Ich bin nicht grad mit Geld gesegnet in diesen Tagen.
Jetzt lag ich also im Bett ihres kleinen Bruders. Er war übers Wochenende irgendwo in Kolumbien unterwegs. Wo genau und warum hatte ich nicht verstanden.
Als ich den Wecker ausschalten will sehe ich, dass es tatsächlich mein Handy ist. Es ist neu. Mein Altes wurde mir vor 3 Tagen oder besser Nächten geklaut. Auf der Suche nach Minderjährigen, Ausländern oder anderem, das irgendwie von Interesse sein konnte war es spät geworden. Wir wollten grad nach Hause. Auf dem Weg zur Septima* kam uns ein Paar entgegen. Beide höchstens Siebzehn. Plötzlich hielt mir der Junge mit zitternder Hand ein Messer vors Gesicht. Ich war nicht allein, sondern in weiblicher Begleitung. Nicht wissend wie schnell meine Partnerin laufen konnte zog ich es vor ruhig zu bleiben. 25 Sekunden später, um zwei Handys und 30.000 Pesos erleichtert waren wir wieder allein.
Ich hatte mich grad an meine Weckermelodie gewöhnt.
Als ich nun endgültig wach bin steh' ich auf um das Badezimmer zu suchen. Hübsche Wohnung. Aus der Küche weht mir der Geruch von Waffeln, heißem Kaffee und Rührei entgegen. Kurze Zeit später sitze ich frisch geduscht an einem großen Glastisch, durch das Fenster strahlt die Sonne und aus den kleinen IPod-Boxen dringt die Musik von Manu Chao. Das Leben ist so angenehm.
Als wir gehen fällt mir die ungewöhnliche Form und Größe des Haustürschlüssels auf. Ich frage was es damit auf sich hat und erhalte eine knappe Erklärung. Die Haustür hat ein Sicherheitsschloss und ist ohne Schlüssel oder Gewalt nicht zu öffnen.
Als wir das Tor passieren um auf die ruhige Staße zu treten erkundige ich mich naiv, ob die Wachen vor dem Eingang für die etwa 50 Appartments nicht ausreichen. In diesem Land geben manche Menschen ihre Stimme einem Präsidentschaftskandidaten für ein warmes Mittagessen. Da kann man auch private Security für etwas bezahlen. Das genügt mir als Antwort. In dem Moment erinnere ich mich, dass man für meine Tür zwei Schlüssel simultan benutzen muss. Trotz der Wachen vor dem Tor.
Auf dem kurzen Weg zur Boyacá** werden wir zweimal nach Kleingeld gefragt. Beim ersten Mal gebe ich etwas. Beim zweiten Mal habe ich keine Münzen mehr.
Als ich schließlich im Bus nach Hause sitze, spüre ich den warmen Wind auf meiner Haut. Ich betrachte gedankenverloren das Bild auf meinem Wechselgeld und denke an das neue Handy und die 2 Schlüssel in meiner Tasche.
Es sind die ganzen kleinen Dinge, die die wirklich großen Unterschiede machen. 

* eine der Hauptverkehrsstraßen im Osten Bogotás die von Norden nach Süden verläuft
** viel befahrene Straße im Westen der Stadt, verläuft in Nord-Süd Richtung

Donnerstag, 29. April 2010

Die Uhr tickt... erstes Viertel um.

Da wir im Rahmen der "welwärts" Förderung einige Berichte verfassen müssen und diese vielleicht nicht nur für das BMZ interessant sind, möchte ich an dieser Stelle den ersten von drei Zwischenberichten veröffentlichen. Er bietet nicht besonders viel Stoff zum Nachdenken und ist auch nicht gespickt von kleinen Anekdoten, stellt aber vielleicht eine interessante Zusammenfassung der letzten drei Monate dar.

Vor etwa drei Monaten, in der Zeit kurz vor meiner Ausreise versuchte ich mich stets daran zu erinnern meine Erwartungen nicht zu hoch zu stecken. Da die Projektbeschreibung der Fundación Renacer mehr als dürftig war wusste ich nur grob was meine Aufgabe für das nächste Jahr sein sollte. Ich ging davon aus mich mit der Betreuung von einigen Kindern abfinden zu müssen. Nicht das, was ich wollte aber mit Sicherheit das Gebiet, in dem ich in den letzten Jahren in Deutschland eine Menge Erfahrung gesammelt hatte. Außerdem hoffte ich meine Spanischkenntnisse schnell soweit auszubauen, dass eine Unterhaltung mit Einheimischen möglich ist.
In den ersten Wochen und Monaten kommt mir als Ausgleich zum fehlenden Spanisch die gewissenhafte Vorbereitung des ICJA (Entsendeorganisation) zugute. Vor allem von theoretischen Einheiten, zum Beispiel über das Eisbergmodell der Kulturen (nach Robert Kohls), konnte ich profitieren. Missverständnisse möglichst schnell aus dem Weg zu räumen oder versuchen den anderen zu verstehen, ohne sich auf den selben kulturellen Hintergrund berufen zu können, waren unter anderem die größten Herausforderungen in diesen Tagen.
Nach Beendigung des Spanischstunden wusste ich immerhin mehr als Nichts. Von meinem Ziel war ich allerdings noch sehr weit entfernt. 
Anschließend sollte es mit der Arbeit in den Projekten losgehen. Meine Erwartungen waren äußerst gering und das Interesse ein weiteres Jahr mit Kinder und Jugendlichen zu arbeiten hielt sich deutlich in Grenzen. Nicht, dass es keinen Spaß macht aber ich dachte mir, es wäre doch eigentlich mal an der Zeit etwas anderes kennen zu lernen. In meinen ersten Tagen in der Fundación Renacer wurde mir schnell klar warum die Projektbeschreibung so dürftig war. Es gab einfach zu viel über das man hätte berichten können. Die Fundación Renacer hat es sich seit 1988 zur Aufgabe gemacht kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen in ganz Kolumbien zu bekämpfen. Zu den drei großen Aufgabenbereichen gehören: Prävention (z.B. Aufklärung von Touristen in beliebten Urlaubszielen), umfassende Betreuung der Opfer (z.B. Heimunterbringung und Therapie) und Untersuchung des Sachverhaltes (z.B. allg. Untersuchungen zu Opferzahlen oder auch konkretes wie: auf welche Art geschieht Kontaktaufnahme, in welchen Clubs und Bars findet Prostitution von Minderjährigen statt,...).
Z. Z. werden verschiedene Programme in den Städten Bogotá, Cartagena, Barranquilla und Arauca entwickelt und durchgeführt. Bei der Fülle an verschiedenen Aufgabenbereichen und Projekten ist es schwer auf einer A4-Seite konkret zu werden.
Im Grunde kann ich sagen, dass die Fundación mich mit offenen Armen empfangen hat. Auch wenn ich mich nur langsam auf diese offenen Arme zubewegen wollte. Die Idee war, dass ich die ersten drei Wochen in einem Heim zur permanenten Unterbringung von minderjährigen Opfern arbeitete. Hier gab es eine andere Freiwillige die mich in die Arbeit einführen konnte. Zudem schätze ich die Möglichkeit drei weitere Wochen zum Ausbau meiner Sprachkenntnisse zu haben bevor es ernst werden sollte.
Die Arbeit in diesen Wochen war weniger interessant. Das hingegen, was mir die Kindern erzählen konnten weckte meine Aufmerksamkeit. Ich war viel damit beschäftigt einfach nur an Talleres (Unterrichtseinheit zur Vermittlung von Sach- und Orientierungswissen) teilzunehmen und grundlegende Abläufe kennen zu lernen.
Im Anschluss an diese Wochen begann ich meine eigentliche Arbeit im Ambulatorio. Hier leben die Kindern nicht ständig sondern kommen nur tagsüber um an Talleres teilzunehmen, zu essen und nicht den Risiken ihres Wohnviertels oder der Straße ausgesetzt zu sein. Die Koordinatorin ist eine fähige Frau, die mich innerhalb kürzester Zeit in die Tagesabläufe einzubinden wusste. Meine Aufgaben waren es Talleres zu begleiten oder selbst durchzuführen. Da mein Interesse mich immer wieder dazu anhielt nach weiteren Herausforderungen zu suchen, fragte ich in welchen Bereichen ich außerdem tätig werden könnte. Neben den Workshops bin ich nun für alles verantwortlich, was mit den täglichen Finanzen des Ambulatorio verbunden ist (Abrechnungen schreiben, Bargeld auszahlen, …), besuche die Kinder, die länger nicht mehr da waren einmal wöchentlich in ihren Wohnungen um mit ihnen zu reden und werde außerdem immer stärker in andere administrative Aufgaben eingebunden (wie z.B. das Verwalten und Aktualisieren der Akten der Kinder oder die Dokumentation persönlicher Entwicklungen).
Zur Zeit habe ich das Glück in einem zeitlich begrenzten Projekt mitzuarbeiten, das in Zusammenarbeit mit der Fundación Esperanza und der Unterstützung der kolumbianischen Regierung versucht Sextourismus mit minderjährigen Opfern in Bogotá zu untersuchen. Meine Aufgabe ist es hierbei verdeckt Clubs und Bars aufzusuchen um mit den Jugendlichen, Informanten, Zuhältern oder Touristen Befragungen durchzuführen. Natürlich nicht mit der Absicht meine Identität oder wahren Absichten preiszugeben. Das Team mit dem ich arbeite ist sehr professionell und es macht Spaß neue Methoden in der Praxis kennenzulernen.
Zurückblickend auf die letzten Monate muss ich sagen, dass die Arbeit in der Fundación Renacer deutlich interessanter und vielfältiger ist, als das von mir erwartete und glücklicherweise nicht eingetretene Aufpassen auf Kinder und Jugendliche.
Neben der Arbeit durfte ich natürlich auch jede Menge spannende Erfahrungen machen. Zum Beispiel, dass Familie anders ist als in Deutschland. Die meisten Kinder leben hier bis sie etwa 30 Jahre alt sind bei ihren Eltern. Das kann manchmal deutlich anstrengender sein als das WG-Leben gleich nach dem Abi. Außerdem reicht mein Spanisch mittlerweile aus, um eine normale Unterhaltung zu führen. Da fällt es deutlich leichter in den kolumbianischen Alltag neben Arbeit und Familie einzutauchen. 
Was schade war, ist die Tatsache, dass viele von uns Ausländern und davon will ich mich nicht ausschließen, mit einem falschen Bild nach Kolumbien gekommen sind. Dieses Land hat in seiner Gesamtheit sicher gravierendere Probleme als andere Staaten in Südamerika aber eine Stadt wie Bogotá ist deshalb nicht gefährlicher als Sao Paulo oder Buenos Aires. Der Großteil der Menschen ist freundlich und zeigt ehrliches Interesse an mir als Person und nicht nur an meiner Brieftasche. Natürlich gibt es Viertel, in denen man vor allem Nachts nicht unbedingt allein durch die Straßen gehen sollte aber in den Medien wird ein deutlich übertriebenes Bild gezeichnet. Ein Glück, das ich die Möglichkeit hatte dies mit der Wirklichkeit in Übereinstimmung zu bringen.

Freitag, 9. April 2010

Equipo de la Calle

Nachdem der Zielort bestimmt wurde werden als erstes die Frauen losgeschickt. Observation von außen. Wird das Etablissement von Ausländern frequentiert? Wie alt sind die Angestellten? Nicht einfach eine unscheinbare Tür für bis zu 2 Stunden im Auge zu behalten. Wenn die ersten Daten gesammelt wurden wird abgewägt, lohnt es sich das zweite Team loszuschicken oder wäre das eine Verschwendung von Ressourcen. Geld aber vor allem Zeit ist knapp. Nach einer positiven Antwort machen der Ausländer und sein kolumbianischer Partner sich auf den Weg. Manchmal bezahlen die beiden bis zu 60.000 Eintritt, dazu mindestens ein Getränk um nicht aufzufallen. 110.000 Pesos* und 5 Minuten später fragt der Kolumbianer nach den Mädchen. Die Jüngeren bitte. Der Ausländer ist selber jung, ca. 20 Jahre und seit drei Wochen in Kolumbien, macht Urlaub. Er spricht kein Wort Spanisch. Die Kommunikation läuft ausschließlich in Englisch. Der Kolumbianer übersetzt was Angestellte oder die Frauen sagen.
Selten können die beiden unbefangen reden. Das Risiko, dass eine der Bediensteten Englisch versteht ist zu groß. Also wird übersetzt was der Ausländer schon weiß. Sein Spanisch reicht nach fast drei Monaten Kolumbien um einer Konversation zu folgen.
Wenn sich die augenscheinlich Jüngste zu den Beiden gesetzt hat fängt man an zu reden. Woher sie kommt. Wie lang sie schon hier ist. Stellt Fragen über das Etablissement und webt geschickt einige Fakten über die eigene Person ein. Bei Niemandem soll der Anschein erweckt werden eine Befragung durchzuführen. Es ist eine lockere, entspannte Konversation zwischen einer Dienstleisterin und einem möglichen Kunden. Für beide Seiten ist die Situation vollkommen normal. Wenn die Unterhaltung gut läuft fragt der Ausländer ob das Mädchen auch etwas trinken will. Der Kolumbianer übersetzt. Die beiden wollen Zeit gewinnen. Sich möglichst lang dort aufhalten und mit verschiedenen Personen reden. Alles ohne aufzufallen.
Eine halbe Stunde später geht der Ausländer zusammen mit dem Kolumbianer. Ohne Begleitung. Die beiden haben genug gehört und gesehen um sich ein Bild zu machen.
Kontakt zu Nordamerikanern oder Europäern aufzunehmen ist an diesen Orten nicht möglich. Wenn man die Wahl hat mit 30 hübschen Frauen oder einem fetten Ausländer zu reden mutet es merkwürdig an sich für letzteres zu entscheiden. Niemand kommt an diese Orte um mit anderen Männern zu reden.
Für die Befragung von Nicht-Kolumbianern sind die Bars besser geeignet. Das Vorgehen hier ist anders. Nachdem man langsam durch die Straßen geschlendert ist und eine Bar mit vielen Ausländern entdeckt hat stellt man sich davor. Der Kolumbianer raucht eine Zigarette, sein Partner wartet mit ihm. Nebenbei lässt man den Blick über die Tische schweifen. Wo sitzen männliche Ausländer, nicht Schwule, an die nähert man sich anders, ohne Begleitung. Nachdem ein Ort ausgemacht wurde geht der Ausländer meist vor, der Kolumbianer hält sich im Hintergrund. Heilfroh nach 3 Wochen mal wieder jemanden zu treffen, der nicht Kolumbianischen Ursprungs ist werden die neuen Freunde auf einen Drink eingeladen.
Man führt wieder eine lockere Unterhaltung. Diesmal auf Englisch und ohne das Ziel sich ein Bild vom Alter des Gegenüber zu machen. Man will über anderes Reden. Angefangen mit Reisen und Touristenatraktionen, übergeleitet zur Bevölkerung, insbesondere den Frauen endet man beim Thema Prostitution. Der Ausländer hat soetwas noch nie gemacht, würde aber gern und stellt neugierig jede Menge Fragen. Die Kontakaufnahme, Bezahlung, sexuell übertragbare Krankheiten, Arten des Geschlechtsverkehrs, noch bestehende Bindungen mit insbesondere Minderjahrigen und andere Themen werden angesprochen. Mit der Absicht den Gegenüber aus der eigenen Erfahrung erzählen zu lassen, treibt man die Unterhaltung immer weiter voran. Eine ganze Weile danach, wenn nichts mehr von Interesse aus den Gesprächspartnern herauszubekommen ist, verabschiedet man sich und geht.
Zum nächsten Zielort.
Später in der Nacht wird alles schriftlich dokumentiert. Manchmal hören sich die beiden die heimlich aufgenommenen Unterhaltungen nochmal an. Um nichts zu vergessen.
Die gesammelten Informationen werden im Anschluß an eine Regierungsorganisation weitergegeben. Die versucht auf dieser Grundlage neue Wege zur Bekämpfung von Sextourismus speziell mit minderjährigen Opfern zu finden.


*110.000 Kolumbianische Pesos sind etwa 40-45 Euro

Der Titel ist Spanisch und bedeutet "Straßenteam". Als Teil meiner Arbeit für die Fundación Renacer bin ich seit einigen Tagen und bis zum Ende des Projekts (in ca. einem Monat) das einzige ausländische Mitglied dieses Teams. Der Grund hierfür ist einfach. Die Fundación brauchte einen Mann mit europäischem Pass, Phänotyp und Sprachkenntnissen um das Team zu unterstützen. Kein Mitarbeiter der Fundación außer mir erfüllt diese Voraussetzungen.

Montag, 22. März 2010

Ein Tag wie jeder andere...

7:30 Uhr Wecker klingelt... will noch nicht aufstehen... bin müde... kann kaum einen klaren Gedanken fassen.
7:45 Uhr Sollte jetzt wirklich aufstehen. Komm' sonst zu spät zur Arbeit... andererseits ist es nicht so schlimm wenn ich 10 Minuten später da bin.
8:10 Uhr Geduscht und bedeutend wacher bereite ich mir mein Frühstück zu, setze mich an den Esstisch und genieße eine heiße Schokolade mit Cornflakes oder Brötchen und Nutella (was recht ungewöhnlich für Kolumbien ist).
8:30 Uhr Nach dem Zähneputzen und dem Packen meines Rucksacks (Wörterbuch, was zu lesen, ein wenig Geld, Mittagessen, was zu trinken, ggf. meine Sportsachen, ein Pullover) mache ich mich die 400 Meter auf den Weg zum Colectivo (eine Art Kleinbus).
9:02 Uhr Ich komme in Santa Fe an. Das Viertel ist in ganz Kolumbien bekannt für Prostitution und Drogen. Bei Insidern aber auch dafür, dass die Fundación Renacer* (mein Arbeitgeber) dort zwei Ambulatorios unterhält. Eines ist für Kinder von "sehr jung" bis 12 Jahre und das andere für Kinder von 11-17 Jahren. Die Kinder, die in mehr oder weniger intakten Familien (meist nur ein Elternteil) leben kommen morgens oder Nachmittags und besuchen oft noch die Schule.
9:30 Uhr spätestens jetzt sind die ersten Kinder da und müssen irgendwie beschäftigt werden. Meine Arbeit ist hierbei ein Mix aus Kindergarten für ältere Problemkinder, Bildungsarbeit (gelegentlich auf dem niedrigsten Niveau) und Ansprechpartner bei Problemen. Die meisten haben nie gelernt Normen und Regeln zu akzeptieren, was die Arbeit um einiges erschwert.
10:30 Uhr Da eigentlich jeden Tag jemand kommt um mit den Kindern etwas zu machen (Kunst, Musik, Theater, Computer, ...) habe ich gelegentlich Zeit mir Hintergrundwissen über die Arbeit mit (kommerziell) sexuell ausgebeuteten Minderjährigen anzueignen oder mich anderen Aufgaben zu widmen. Zu den anderen Aufgaben zählen Dinge  wie zum Beispiel Abrechnungen machen, die Hefter der Kinder und Jugendlichen (jedes Kind hat einen Hefter in dem mehr oder weniger alles steht was die Fundaión weiß) kontrollieren und ggf. ergänzen oder die zuständige Person auf das Fehlen von Informationen hinweisen, Talleres (span. Mehrz. Werkstatt, die Bildungseinheiten mit den Kindern) vorbereiten, Gruppenkonfrontationen bei Problemen beiwohnen, Einzelgespräche oder Gespräche im Beisein von anderen Lehrkräften, Psychologen oder Sozialarbeitern führen, mit der Koordiantorin reden wie man in bestimmten Situationen reagieren kann und und und
12:10 Uhr Die Kinder sind jetzt mit dem Essen fertig und einige von ihnen müssen in die Schule* gebracht werden. Die Schule liegt etwa 12 Minuten Fußmarsch, vorbei an Prostituierten, Drogendealern, Obdachlosen und Straßenkindern entfernt genau im Herzen Santa Fes.
12:30 Uhr Auf dem Rückweg von der Schule schaue ich meistens noch im anderen Ambulatorio vorbei. Die Kinder sind viel jünger und freuen sich immer einen Ausländer zu sehen, außerdem hole ich meist noch 2 Ältere ab die dort Mittag essen oder es gibt etwas anderes zu klären.
13:00 Uhr Der Nachmittag sieht in der Regel wie der Vormittag aus. Gelegentlich gehen wir noch in irgendeinen Park, ein Museum oder ins Theater. Meist wird das Ganze mit einem Eis kombiniert und stellt eine willkomene Abwechslung für die Kinder dar.
17:00 Uhr Ich verlasse die Arbeit meisten in Begleitung eines oder mehrerer Kinder. Ich kaufe den Kindern ein Busticket, achte darauf das sie auch wirklich einsteigen und gehe zu meinem Bus.
17:45 Uhr An drei Tagen in der Woche mache ich noch Sport in einem Fitnessstudio in der Nähe. Der Park ist ab sechs Uhr geschlossen und deshalb bin ich gezwungen ins Gimnasio (span. Fitnesstudio) zu gehen um zu laufen oder Kraftsport zu machen.
20:30 Uhr Je nach dem ob ich beim Sport war dusche ich mich oder sitze vor dem Computer, lese die Nachrichten, schreibe mit anderen Freiwilligen und in Deutschland Zurückgebliebenen, belese mich zu Themen die meine Arbeit betreffen, gucke Filme, lerne Vokabeln oder unterhalte mich mit meinem Gastvater ...
24:00 Uhr Ärgere ich mich das es schon so spät ist und ich morgen wieder so müde sein werde.
0:31 Uhr Ich schlafe tief und fest und sammle Kraft für einen neuen Tag in Kolumbien.

Die Arbeit gewinnt mit wachsenden Spanischkenntnissen an Reiz, allerdings hoffe ich, mich in den kommenden 10 Monaten auch noch anderen Aufgabenbereichen widmen zu können. Ich hatte ein sehr interessantes Gespräch mit der Koordinatorin der Investigación (span. Untersuchung) und hoffe, dass ich hier vielleicht an 2 Tagen in der Woche tätig werden kann.
Das tolle an der Zeit hier ist, dass ich merke welche Sachen mir im Leben wichtig sind. Laut John Lennon ist Leben das, was passiert, während man geschäftig anderen Dingen nachgeht und ich habe das Gefühl langsam zu wissen, welchen anderen Dingen ich geschäftig nachgehen möchte. Man sieht viel bewegendes, aufrüttelndes hier in Bogotá, als größte Wachstumsregion Südamerikas interessant für die unterschiedlichsten Menschen und alle erdenklichen Formen des Verbrechens und der Armut. Hier gelandet zu sein ist wahrscheinlich das Beste, was mir hätte passieren können. Das Leben und die Arbeit im Projekt tragen deutlich mehr zur Persönlichkeitsentwicklung und zum Verständnis des Lebens bei, als ein früher Studienbeginn es bei mir hätte tun können.


*Fundación Renacer ist eine Nichtregierungsorganisation die seit 1988 mit dem Ziel kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Jungen, Mädchen und Jugendlichen zu verhindern in Kolumbien tätig ist. Sie widmet sich drei großen Aufgabenbereichen um dieses Ziel zu erreichen: Prävention (z.B. Aufklärung von Touristen in beliebten Urlaubszielen), umfassende Betreuung der Opfer (z.B. Heimunterbringung und Therapie) und Untersuchung des Sachverhaltes (z.B. allg. Untersuchungen zu Opferzahlen oder auch konkretes wie: auf welche Art geschieht Kontaktaufnahme, in welchen Clubs und Bars findet Prostitution von Minderjährigen statt,...).
Die konzeptionelle Perspektive und grundlegende Ethik ist die Respektierung, Verteidigung und Förderung der Rechte von Kindern (nach der UN-Kinderrechtskonvention). Z. Z. werden verschiedene Programme in den Städten Bogotá, Cartagena, Barranquilla und Arauca entwickelt und durchgeführt. (offizielle Darstellung der Organisation mit einigen Zusätzen meinerseits)

*Schule in Kolumbien: In Kolumbien gibt es kein 3-gliedriges Schulsystem wie in Deutschland sondern alle besuchen die Schule gemeinsam bis zur 11. Klasse. Ein Schüler hält sich Montags bis Freitags 4 bis 4 1/2 Stunden dort auf. Am Ende des letzten Schuljahres gibt es eine Prüfung und als Abschluss erhält man das sogenannte Bachillerato (span. Abitur). Dieser Abschluss ist natürlich keinesfalls mit dem deutschen Abitur sondern (aufgrund der wenigen Stunden und lediglich 11 Jahre) eher mit der mittleren Reife zu vergleichen. Wenn man allerdings genügend Punkte am Ende erreicht hat (und das nötige Kleingeld besitzt) darf man die Universität besuchen.
Es gibt drei Korridore um die Schule zu besuchen. Morgens von 8:00-12:00 Uhr, Nachmittags von 12:30-17:00 und Abends von 17:00 bis 21:00. Gründe hierfür sind die geringe Anzahl an Schulgebäuden, Lehrkräften und Unterrichtsmaterialien und die Tatsachen das viele tagsüber arbeiten müssen (deshalb die Möglichkeit von 17-21 Uhr).

Dienstag, 2. März 2010

Die Kleine...

...ist gerade mal 14 Jahre jung. Sie heißt Paola und wenn man sie fragt ob sie ihr bisheriges Leben als außergewöhnlich betrachtet sagt sie mit klarer, fester Stimme "Nein". Sie hat viele Freundinnen mit einem ähnlichen Lebenslauf. Sie weiß, dass das ein bisschen an ihrem Viertel liegt. "Aber im Norden passiert sowas auch. Anders. Es ist versteckter" sagt sie. Zwei ihrer Schwestern arbeiten weiter im Norden, bei den Reichen, als Hausmädchen. Die mussten auch Sachen machen, die sie nicht wollten. Aber die Arbeit zu verlieren ist schlimmer.
Weit rausgekommen ist Paola noch nie. Warum auch, Santa Fe, ihr Barrio, ganze zehn mal zehn Blöcke groß hat alles was man braucht. Eine Schule, ihre Freunde und eine ganze Menge kleiner Läden in denen man Cola kaufen kann, Bonbons und andere Sachen, die einen wieder glücklich machen wenn man traurig ist. Zumindest für eine Weile. Was noch in diesen Läden passiert ist, darüber spricht sie nicht gern. Angefangen hat es damit, dass ihre Tante ihr Süßgkeiten angeboten hat. Leckere Süßigkeiten, für die sie in ihren ersten 8 Lebensjahren nie genug Geld hatte. Dafür sollte sie Sachen mit dem Freund ihrer Tante machen. Den Mann hatte sie schon einige Male in der Wohnung ihrer Eltern gesehen. Als sie dann in dem kleinen Raum hinter der Ladentheke waren wollte sie nicht mehr. Er drohte ihr weh zu tun, also machte sie was er von ihr verlangte. Nach dem dritten Mal gab ihre Tante ihr zum ersten Mal Marihuana. Wie man das raucht hat Paola bei ihren Cousins gesehen. Es war gut um zu vergessen. Die Schmerzen und die Erinnerung an das, was sie jetzt immer häufiger machen musste. Ihre Tante wollte, dass sie auch Freundinnen aus der Schule fragte, ob sie mitmachen würden. Mitmachen bei dem, was ihre Tante die "heimlichen Treffen" nannte. Sie war jetzt manchmal zusammen mit ihrer Tante oder einer Freundin in einem Bett mit einem fremden Mann oder dem neuen Freund ihrer Tante.
Viel Geld bekam sie selten für das was sie machen musste, dafür aber jede Menge Drogen. Nicht nur Marihuana. Kleber, Acid, MDMA, Koks und Alkylnitrite hat sie ausprobiert. Alkylnitrite waren dabei am besten bevor sie sich mit den Männern traf und Marihuana rauchte sie oft danach. Den Kleber nahm sie wenn ihr Bauch vor Hunger schmerzte und MDMA oder Koks wenn sie nachts vor Müdigkeit kaum noch stehen konnte. Die Drogen halfen ihr ganz gut. Konzentrieren konnte sie sich nur noch schwer aber in der Schule war sie eh schon eine Ewigkeit nicht mehr. Ob das einer der Lehrer bemerkt? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Und wenn schon, es fehlen ständig Kinder. Gemeldet hat sich nie jemand in der Wohnung ihrer Eltern.
      Mit 13 hat sie dann Johanna kennen gelernt. Johanna arbeitet für eine Gruppe von Menschen, die Kindern wie Paola helfen wollen. Kurz darauf ist Paola in ein Heim umgezogen, ihre Tante hat sie jetzt schon fast ein Jahr nicht mehr gesehen und Drogen nimmt sie auch nicht mehr. Sie darf bald wieder zur Schule in die 6. Klasse gehen. Sie hat eine Menge verpasst aber Schule ist wichtig. Das weiß sie jetzt. Die Chancen eine Arbeit zu bekommen sind in ihrem Land zwar schlecht aber versuchen muss man es wenigstens. Wenn sie groß ist, will sie das selbe machen wie Johanna und Kindern helfen, die das erleben mussten, was ihr Leben 5 Jahre lang zur Hölle machte.

Ungefähr 9.000 km entfernt wächst ein anderes Mädchen auf. Sie ist 14 Jahre alt, wie Paola und auch die jüngste von 4 Geschwistern. Das andere Mädchen geht seit fast 9 Jahren ohne Unterbrechung zur Schule, lernt Querflöte spielen, hat grad ein Theaterstück mit ihrer Klasse einstudiert, ihre Eltern haben beide eine Arbeit, ein Haus und zwei Autos. Einer ihrer Brüder ist gerade in Paola's Land um Erfahrungen zu sammeln und eine Sprache zu lernen.

Er hat es sich ausgesucht für ein Jahr dort zu leben...

Sonntag, 21. Februar 2010

Gib mir Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, ...

 ...die ich nicht ändern kann; gib mir den Mut, Dinge zu ändern, die ich zu ändern vermag, und gib mir die Weisheit, das eine vom andern zu unterscheiden. (Friedrich Oetinger)
Ein Zitat, das mir in den letzten Wochen ans Herz gewachsen ist. Nachdem ich den zweiwöchigen Spanischkurs beendet hatte ging es mit der Arbeit los. Für mich war ein Projekt bei der Fundación Renacer vorgesehen. Ziemlich groß, in ganz Kolumbien bekannt und bezüglich der Aufgabenbereiche vielfältig ist die Fundacón eines der ältesten Projekte im Pool des ICYE-Colombia. Nach einem eher weniger informativen Treffen mit der Direktorin der Fundación war es für mich abgemachte Sache, dass ich die ersten drei Wochen in einem Hogar (span.: Heim) arbeiten sollte. In den Hogars leben Kinder und Jugendliche, die direkt von kommerzieller sexueller Ausbeutung betroffen waren. In den meisten Fällen handelt es sich um junge Menschen, die sich aus den verschiedensten Gründen prostituieren mussten. Manchmal ist es die Tatsachen, dass beide Eltern gestorben sind, manchmal liegt es an Arbeitslosigkeit und oft sind es auch einfach fehlende Perspektiven. Die vollständige Fürsorge für Betroffende ist neben Prävention und Erforschung sexueller Ausbeutung von Kindern und Jungendlichen einer der drei Aufgabenbereiche, denen sich die Fundación widment.
Nach meinem Empfinden kann ich sagen, dass die Kinder froh sind nicht mehr auf der Straße oder an den Orten, an denen sie vergewaltigt oder prostituiert wurden leben zu müssen, allerdings ist dieser Prozess nicht immer ganz einfach. In der Regel leben die Kinder für ca. 9 Monate in so einem Hogar und werden in dieser Zeit wieder an ein Leben ohne Drogen, Gewalt und Prostitution gewöhnt. Dabei stellen die Drogen wahrscheinlich das größte Problem dar. Wenn ein elfjähriges Mädchen gelangweilt genug ist, dass es unbedingt Marihuana rauchen oder andere Drogen konsumieren möchte, dann lässt sich schwer etwas dagegen machen. Die Kinder im Heim werden natürlich dazu angehalten das Gelände nicht zu verlassen aber verbieten kann man es ihnen nicht. Wenn jemand abhaut, dann kommt er/sie allerdings meistens wieder zurück. Anders ist es, wenn jemand seine Sachen in einen der schwarzen Müllsäcke packt und geht. Dann kommt er/sie nicht wieder zurück und man kann sich sicher sein, dass das Kind wieder so weiter macht wie es vor der Ankunft im Heim gelebt hat. Das passiert meistens wenn es mal wieder einen Streit gegeben hat. Dann war auch in der Regel ziemlich viel los. Es werden eigentlich grundsätzlich Scheiben eingeschlagen und meistens nimmt sich auch eines der Kinder einige der Scherben um jemanden damit zu bedrohen. Ernsthaft verletzt hat sich allerdings bis jetzt noch keiner. In den drei Wochen, die ich nun in diesem Hogar verbracht habe sind vier Kinder gegangen und zwei gekommen. Ob das ausergewöhnlich viel ist kann ich nicht sagen.

Die Arbeit ist interessant, was damit begründet werden kann, dass ich bis jetzt noch nicht besonders viel mit finanziell sexuell ausgebeuteten Kindern zu tun hatte. Trotzdem ist es nicht direkt das, was ich mir vorgestellt habe. Mein Wunsch war es nicht unbedingt den Englischlehrer und Fußballkumpel für Kinder und Jugendliche zu mimen. Highlights sind dann immer die Momente, in denen wir den normalen Tagesablauf unterbrechen um etwas mehr oder weniger außergewöhnliches zu machen. Das letzte mal war es eine Razzia. Wir haben alles aus dem Haus geholt, alle Zimmer und das gesamte Gelände nach Drogen durchsucht. Natürlich ist das ein ziemlich starker Eingriff in die Privatsphäre der Kinder aber andererseits ist es so, dass keiner der Bewohener besonders viele persönliche Besitztümer hat. Nötig wurde das Ganze weil der Drogenskonsum in der letzten Zeit extrem angestiegen ist. Wirklich gefunden haben wir trotzdem nichts... was auch irgendwie verständlich ist. Wenn man an jeder Ecke Kokain angeboten bekommt, braucht man sich keinen Vorrat anlegen.
Morgen ist mein erster Tag im Ambulatorio. Das ist im Grunde das gleiche, mit dem Unterschied, dass die Kinder nicht dort wohnen sondern nur der Tag über da sind. Das Viertel in dem dieses Ambulatorio untergebracht ist, ist in Bogotá und ganz Kolumbien für Prostitution (auch von Kindern) bekannt und soll nach Aussagen einiger Kolumbianer ziemlich gefährlich sein... das ist mein Wohnviertel aber angeblich auch.
Ein Problem bei der Arbeit hier ist, dass man als junger Mann nicht besonders ernst genommen wird. Viele der Freiwilligen kommen direkt nach der Schule hierher und haben wirklich keinerlei Erfahrungen. Wenn man so etwas noch nie gemacht hat, ist es interessant ein bisschen zu unterrichten oder an irgendwelchen Teambuilding Geschichten erstmal teilzunehmen. Ich empfand die Arbeit bis jetzt eher als Unterforderung.  Ein weiteres Problem ist ganz klar mein Spanisch... immer noch sehr lückenhaft und nur gelegentlich ausreichend um klare Anweisungen zu geben. Meine Hoffnung ist es, spätestens sobald mein Spanisch ausreichend ist den Aufgabenbereich (zumindest teilweise) zu wechseln. Aufgrund der Tatsache, dass die Fundación so groß ist male ich mir gute Chancen aus.
Ansonsten geht es mir ziemlich gut hier in Kolumbien. Von Montag bis Donnerstag habe ich in den letzten Wochen ziemlich wenig unternommen. Das lag eindeutig daran, dass ich morgens zwei Stunden im Bus gesessen habe um zur Arbeit zu kommen und Abends nochmal zwei Stunden um endlich was zu essen. Bei acht Stunden Arbeit bleibt da nicht viel vom Tag. Das wird sich aber zum Glück ab Montag ändern. Die Wochenenden sind gefüllt von viel Schlaf, dem autodidaktischen Studium kommerzieller sexueller Ausbeutung (und deren Folgen für Betroffene) und den Dingen, die junge Menschen sonst so machen - und dabei unterscheidet sich Kolumbien wenig von Deutschland.

Samstag, 13. Februar 2010

33 Fakten (unnützes) Wissen über Kolumbien - Was alles anders ist

1. "El Tiempo" (spanisch für "die Zeit") ist eine Tageszeitung.
2. Die in Deutschland beliebte 0,5 Liter Flasche fasst in Kolumbien 600 ml.
3. In der nicht weniger beliebten 1,5 Liter Flasche sind dafür nur 1365 ml.
4.Wenn man beim Bäcker ein Käsebrötchen kauft, ist der Käse nicht auf dem Brötchen sondern befindet sich darin.
5. In der Regel wird Spanisch gesprochen
6. Die vielen kleinen Busse haben keine Haltestellen sondern halten überall. Wenn man mit dem Bus fahren möchte, muss man nur mit ausgestrecktem Arm mit der Hand wedeln und schon hält der Bus.
7. Fruchtsaft ist IMMER frisch gepresst.
8. Überall stehen Leute die 3 oder mehr Handys haben und gegen ein Entgeld andere telefonieren lassen (viele kleinere Läden bieten diesen Service ebenfalls an). Das wird von allen genutzt weil es billiger ist als mit dem eigenen Handy zu telefonieren.
9. Vor dem Eingang zu meinem Hof steht immer ein Wachmann
10. Mindestens ein Drittel aller Autos auf den Straßen sind Taxis oder Busse.
11. Der Rasen ist dicker, grüner und weicher.
12. Wäsche und Geschirr werden mit kaltem Wasser gewaschen.
13. Militär wird im Inland eingesetzt.
14. Wenn jemand Eier kauft dann sind das meist Packungen mit 30 oder mehr Eiern. Zudem ist Hühnchen sehr beliebt.
15. Es gibt keinen Döner.
16. Arbeitslosogkeit gibt es nur in der Statistik (20 %). Dass jemand zu Hause sitzt und nicht irgendwie (meist mehr oder weniger) legal Geld verdient, gibt es nicht.
17. Der Unterschied zwischen Arm und Reich ist bedeutend größer.
18. Toilettenpapier kommt nach dem Gebrauch grundsätzlich nicht in die Toilette, sondern in den Mülleimer daneben.
19.(Fast) Alle Straßen in (fast) allen größeren Stadten heißen Calle ... oder Carrera ....
20. Filme die in Deutschland ab 16 sind laufen manchmal schon Vormittags im Fernsehen.
21. Abhänig von der letzten Ziffer auf dem Nummernschild darf man in Bogotá in den Zeiten von 6:30 Uhr - 9:00 Uhr und 16:00 Uhr - 20:30 Uhr nur an bestimmten Werktagen sein privates Auto benutzen. Das System nennt sich Pico y Placa und verhindet dass der Verkehr vollständig zum Erliegen kommt.
22. Ich habe bis jetzt nur 4 verschiedene Biermarken entdeckt, die mit deutschem Bier nicht zu vergleichen sind.
23. Die Luft in Bogotá ist dünner.
24.Hier stehen gelegentlich Leute mit ziemlich großen Maschienengewehren vor Banken und in der Altstadt (Präsidentenpalast etc.).
25. Wenn Geld von einem Transporter in die Bank gebracht wird (oder andersrum) hat der Träger des Geldes eine durchgeladene Pistole oder einen Revolver in der gehobenen Hand.
26. Auf dem Personalausweis stehen nicht Adresse, Größe und Augenfarbe, dafür gibt es die Kategorien Fingerabdruck, Geschlecht und Blutgruppe.
27. In die meisten Waschmaschinen tut man die Wäsche von oben und nicht von vorne.
28. Der Mond scheint heller.
28. Geschirr wird nicht im gefüllten Waschbecken gespült, sondern unter dem laufenden Hahn.
29. Die Bewohner Bogotás bekommen den Klimawandel bereits zu spüren und es kommt gelegentlich zu Wasserversorgungsengpässen.
30. Mercedes ist eine beliebte ausländische Marke
31. Obwohl Kaffeland ist der schwarze Kaffe (genannt "Tinto") oft ein nicht besonders leckeres Getränk.
32. Es ist Februar und ich trage gelgentlich nicht mehr als Flip-Flops, eine kurze Hose und ein T-Shirt.
33. Es ist jeden Tag von 6 bis 18:00 Uhr hell und das ändert sich auch nur geringfügig.